Menschenkenntnis

Meine beweist sich dadurch, dass ich generell alle Menschen in drei verschiedene Schubladen stecken kann.

Zum Einen gibt es die, die damals beim Versteckespielen immer den kompletten Abzählreim aufgezählt haben. „Eins, zwei, drei, vier Eckstein, alles muss versteckt sein, hinter mir, vor mir, an den Seiten gibt es nicht!“ Irgendwo dazwischen oder davor war dann meistens noch ein Countdown von 1-100 aufwärts eingebaut, um den zu Suchenden das Verstecken leichter zu machen.
Diese Sorte hatte als zu Suchende meist auch die besten Verstecke und konnten sich entweder „erlösen“ oder hörten gar den Ruf „Vogelfrei!“ und hatten somit ebenso gewonnen. Menschen aus Schublade Eins wollen eben alles korrekt machen und sind stets bemüht, die Besten zu sein.

Dann gibt es noch die, die damals bei Leuten aus Schublade Eins direkt nebenan standen und auf das Ende des schier endlosen Abzählreimes warteten. Sobald der Suchende dann fertig war, waren sie die Ersten, die an den Baum (oder was auch immer) schlugen und laut „erlöst“ riefen.
Meist folgte dann eine endlose Diskussion über die doch getroffenen Aussagen, was es denn alles nicht gibt. Tja, die Menschen aus Schublade Zwei wissen halt, wie sie die Menschen aus Schublade Eins zur Weißglut bringen können und erfreuen sich daran.

Schlussletztendlich gibt es noch die dritte Schublade für all die, die nie in den Genuss des Versteckspielens gekommen sind.
Die kommen sich mit den anderen beiden Schubladen allenfalls ins Gehege, wenn es darum geht noch weitere Mitspieler zu finden, sie jedoch keine Lust auf albernes Versteckgespiele im Garagengebiet haben. Menschen aus Schublade Drei lassen halt die Anderen machen und ziehen in Ruhe ihr eigenes Ding durch.

Sicher spiegelt diese meine Meinung bei weitem nicht das breite Sprektrum an Persönlichkeiten und Minderheiten und Minderminderheiten dieser vielfältigen Welt wieder. Aber egal wie unterschiedlich und grundverschieden doch all diese Menschen nun sind. Und auch egal, wieviele Schubladen man nutzt und wieviel Billionen man dazu bräuchte; eins eint sie alle und davon wissen sie zum Glück beim Versteckspielen oder Dabeizuschauen noch nichts:
Im späteren Leben werden sie es alle -ob miteinander oder gegeneinander- nie einfach haben!